„Auf dem Weg der Besserung“ hätte ich vielleicht noch zu Beginn der Woche als Überschrift über diesen Offenen Brief gesetzt und ich hätte Ihnen allen eine schöne Sommerzeit und den wohlverdienten Urlaub gewünscht. Aber wir haben einen schweren Rückfall erlitten, nicht wir unmittelbar, aber der Kreis Warendorf und damit mittelbar doch auch wir. Viele fragen sich und ich tue das auch, warum ist dieser Kelch nicht an uns vorüber gegangen? Und warum hat das Land auch für uns diese neue Abriegelung (neudeutsch: „Lockdown“) angeordnet, wo wir doch seit fast sechs Wochen keine Neuinfizierung festgestellt haben und alle erkrankten Personen, bis auf zwei bedauernswerte Todesfälle, schon lange wieder gesund sind. Das betrübt uns und das macht uns auch wütend.
Wir haben uns nichts zuschulden kommen lassen und uns an alle neuen Regeln gehalten, die es plötzlich für uns gab. Dafür darf ich Ihnen allen an dieser Stelle auch einmal ganz herzlich danken. Und ich bin ganz zuversichtlich. Da das schon einmal geklappt hat, gelingt uns das auch noch einmal. Die Entscheidung des Landes war dennoch folgerichtig auf der Grundlage der Bund-Länder-Vereinbarungen. Was aber gar nicht geht, ist die Stigmatisierung, die wir seither vielerorts erfahren. Unser nächster großer Nachbar Münster, zu dem wir im Rahmen der stadtregionalen Zusammenarbeit in den letzten Jahren ein sehr enges und gutes nachbarschaftliches Verhältnis aufgebaut haben, grenzt nun Menschen aus dem gesamten Kreis Warendorf ohne jegliche Differenzierung aus. Unseren Unmut hierüber haben wir in einem kreisweiten Schreiben sehr deutlich gemacht.
Uns aber nur unserem Ärger hinzugeben, nützt niemandem. Wir müssen gerade jetzt weiter konsequent an der Eindämmung des Corona-Virus arbeiten. Denn eins zeigt uns der jetzige massenhafte Ausbruch deutlich. Die Pandemie ist noch nicht überwunden. Und sie wird es überhaupt erst sein, wenn wir Impfstoffe und Medikamente haben, um uns zu schützen oder zu behandeln.
Sie alle haben in den vergangenen Monaten bewiesen, dass wir hier vor Ort die Pandemie in den Griff bekommen können. Abstand zu halten und Masken zu tragen ist für uns nicht immer einfach geschweige denn angenehm, aber wir machen es, weil wir uns damit gegenseitig schützen. Und weil wir das bisher gut hinbekommen haben, schauen wir auch zuversichtlich in die Zukunft.
Für die kommenden Wochen wünsche ich Ihnen eine schöne Sommerzeit und wunderbare Ferien. Ganz egal, ob Sie verreisen, oder so wie ich zum Beispiel, in diesem Jahr einfach mal hierbleiben. Auch bei uns kann man wunderbare Aktivitäten unternehmen. Wandern, Fahrradfahren in der näheren Umgebung oder einfach mal die Seele baumeln lassen; das tut gut, bereitet Freude und entschleunigt. Unsere Münsterländer Parklandschaft hat hierfür so unendlich viel zu bieten. Und ganz nebenbei schonen wir unsere Umwelt und unser Klima. Einzelhandel und Gastronomie sind weiterhin zugänglich und freuen sich auf unseren Besuch. Wie sehr haben wir all das zu Beginn der Pandemie vermisst, als es von heute auf morgen geschlossen werden musste. Echte Wertschätzung entfaltet sich dann, wenn etwas auf einmal nicht mehr zur Verfügung steht. Also strapazieren wir unsere Gastronomen, Dienstleister und Einzelhändler hier vor Ort in der Sommerzeit mal so richtig. Sie werden es uns danken und dann hoffentlich auch im nächsten Jahr noch für uns da sein. Und auch unser Erlbad steht uns in diesen Tagen zur Verfügung. Dass wir das Bad selbst in diesem Jahr öffnen können, war mir ganz besonders wichtig.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen schöne Ferien und gute Erholung. Gewinnen Sie auch Abstand von den Belastungen der jüngsten Zeit und bleiben Sie vor allen Dingen weiterhin gesund – hier sowie auch in der Ferne.
Alles Gute und einen schönen Sommer!
Ihr
Carsten Grawunder