Mit dabei war auch der Münsteraner Architekt Andreas Schüring, der den späteren Architektenwettbewerb begleiten soll. In zwei Führungen wurden die Besonderheiten und Visionen des Gebäudes, sowie die veränderten Arbeitsplatzmodelle vom damaligen Projektleiter Michel Weijers erläutert.
Das imposante Gebäude liegt unmittelbar an der Maas, in Sichtweite der Venloer Innenstadt. Die 2016 erbaute Verwaltung ist als Musterbeispiel ökologischer und nachhaltiger Nutzung weit über die Grenzen bekannt. Auffällig ist zunächst die großflächige Fassadenbegrünung auf der nordöstlichen Gebäudeseite. Die über 200 Quadratmeter große Fläche dient als natürlicher Liftfilter und ökologischer Mikrolebensraum. Auf der gegenüberliegenden Seite sorgt eine vorgesetzte Photovoltaikanlage für einen ausreichenden Stromertrag und dient gleichzeitig als direkte Verschattung der Büroräume. Sonnenenergie wird auch für die Heizungs- und Lüftungsanlage genutzt. Der Sonnenschornstein im Inneren sorgt für eine natürliche Luftzirkulation, während Wärmepumpen die Luft entweder im Sommer abkühlen, beziehungsweise im Winter aufheizen. Der permanente Luftaustausch sorgt dabei für ein angenehmes Raumklima.
Das Gebäude selbst ist nach dem Cradle to Cradle (C2C) Prinzip erbaut. Das bedeutet, dass alle verwendeten Materialen wiederverwendbar und durch eine Kreislaufwirtschaft besonders ressourcenschonend sind. Sämtliche Baumaterialen wie Fassadenelemente, Betonteile, Bodenbeläge und Möbel sind so verbaut, dass diese am Ende der Nutzungsdauer wieder als Werkstoff für neue Produkte dienen. Nichts geht verloren und somit dient das Bauwerk als Material- und Wertspeicher. Zudem wird das Regenwasser sowie das Grauwasser in der gebäudeinternen Wasseraufbereitungsanlage gesammelt, um damit beispielsweise die Fassadenbegrünung zu bewässern.
Im Inneren des Gebäudes fäll sofort die luftige und großzügige Atmosphäre auf. Dunkle Flure und Enge Treppenhäuser sucht man hier vergebens. Beim Rundgang durchs Haus gab es viele interessante Einblicke in den Arbeitsalltag einer modernen Verwaltung, die es geschafft hat, konsequent das papierlose Büro umzusetzen. Überhaupt hat die Innenausstattung nichts mit grauen Amtsstuben gemein, die vielerorts noch vorhanden sind. Es gibt keine festen Arbeitsplätze – und rechnerisch auch zu wenige bei einer Quote von 70 Arbeitsplätzen pro 100 Bedienstete. Die flexible Arbeitsweise mit Homeoffice sowie Urlaub und andere Abwesenheitszeiten sorgen aber dafür, dass jeder einen Arbeitsplatz hat, der einen benötigt.
„Sehr beeindruckend“, war das Resümee jedes einzelnen und am Ende stand die Erkenntnis, dass unsere niederländischen Nachbarn in vielen Punkten deutlich experimentierfreudiger und mutiger in die Zukunft schreiten, als wir in NRW. „Wir haben mitgenommen, vorerst unsere zukünftige Arbeitsweise zu definieren um dann in die weitere Planung einzusteigen. Oft ist es anders herum, und ein Baukörper bestimmt die Arbeitsweisen“ kommentierte Carsten Grawunder den aktuell wichtigsten Schritt in Phase null.
„Im weiteren Verlauf der nächsten Monate müssen wir dann zusammen mit dem Stadtrat ein Konzept finden und abwägen, ob ein Neubau an anderer Stelle oder eine umfangreiche Sanierung mit Erweiterung des Altgebäudes die sinnvollste Lösung für die Stadtverwaltung mit Ratssaal ist. Zuletzt muss noch ein Zeitpunkt für solch eine große Baumaßnahme gefunden werden sowie die Finanzierung gesichert sein“ bremst der Bürgermeister vorschnelle Erwartungen.